Spielprinzipien

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Wie beim Feldspieler definieren wir auch für den Torhüter Spielprinzipien mit klaren und anschaulichen Handlungsmustern für die Phasen des Spiels. Aufgrund seiner Rolle auf dem Feld und seines eingeschränkten Aktionsraums unterscheiden sich seine Spielprinzipien von jenen der Spieler, fügen sich aber gleichermassen in das Spielphasen-Modell ein.

**Spielphase

«Offensiv-Transition»**

Sofort Raum gewinnen

Kann der Torhüter den Ball erobern, sucht er unmittelbar Optionen, um einen Raumgewinn zu ermöglichen. Oft ist es sinnvoll, dass der Torhüter sofort aufsteht und den Torraum nutzt, um die ersten Meter nach vorne zu laufen. Das kann auch bedeuten, sich in einem Zweikampf durchzusetzen. Meistens eröffnen sich dadurch mehr Optionen für einen Auswurf. Bereits eine Auswurf-Täuschung kann helfen, Zeit und Raum für die Mitspieler zu gewinnen.

Aus Wurf wird Tor

Ein präziser Auswurf beim schnellen Umschalten ermöglicht beste Tor­chancen. Der Torhüter muss in der Lage sein, auf die Situation angepasst den optimalen Auswurf zu machen. Das ist nur mit einem schnellen Erfassen der Situation möglich. Die Laufwege und die besonderen Fähigkeiten der Spieler ­müssen dem Torhüter bekannt sein. Dieses Wissen kann der Torhüter nutzen, um einen Spieler mit einem Auswurf anzuspielen.

**Spielphase

«Offensive»**

Mentale Erholung

Der Torhüter ist – im Gegensatz zu den Spielern – über die gesamte Spieldauer auf dem Feld. Deshalb muss er seine Spannung variieren können. Wenn seine Mannschaft den Ball sicher in der gegnerischen Hälfte hat, kann er sich mental erholen. Trotzdem muss er immer auf «Standby» sein, damit er mental sofort wieder Spannung aufbauen kann. Mentales Training hilft, diese Spannung in kurzer Zeit zu regulieren

Omnipräsente Haltung

Wenn das Spiel in der Offensive ist, darf sich der Torhüter zwar erholen, aber seine Anwesenheit muss immer sichtbar sein. Durch seine Haltung und das Beobachten ist er stetig dabei. Er ist auch bei überraschenden Situationen immer auf seinem Posten. Seine Körpersprache zeigt seine Bereitschaft.


**Spielphase

«Defensiv-Transition»**

Vorausschauend denken

Bei einer Transition des Gegners muss der Torhüter innert kurzer Zeit die Situation analysieren. Wie viele Spieler gehen in den Angriff? Wohin kann der Ball gespielt werden? Er muss beurteilen, welcher Spielzug am wahrscheinlichsten ist und wie er sich positionieren soll. Der Torhüter erkennt Spielzüge und bereitet sich für die entsprechende Positionierung oder Verschiebung vor.

Zuteilen und organisieren

Hat der Torhüter die Situation analysiert, leitet er die Verteidigung an. Die klare Kommunikation ermöglicht eine präzise Aufgabenteilung. Feldspieler schliessen Passwege und nehmen weitere Gegner aus dem Spiel. Der Torhüter hat somit eine klare Ausgangslage und kann sich auf die Abwehr vorbereiten. Dem abschliessenden Gegner soll eine möglichst ungünstige Ausgangslage geschaffen werden.

Hochspannung erreichen

Der Torhüter muss sowohl physisch als auch psychisch sofort auf Hochspannung umschalten können. Der Torhüter kann durch mentale Strategien und Techniken Puls, Muskelspannung, Wahrnehmung und Reaktion optimal für die anstehende Aktion erhöhen.

**Spielphase

«Defensiv-Transition»**

Gegner lesen

Der Torhüter liest bekannte Spielmuster des Gegners und kennt die einzelnen Angreifer. Er weiss, wer lieber den Pass spielt, wer einen Dreh- oder Hand­gelenkschuss bevorzugt. Der Torhüter antizipiert aufgrund der wahrgenommenen visuellen Informationen. Entsprechend erfasst er die Situation und leitet davon ab, was als nächstes passieren wird.

System spielen

In einem Defensivsystem hat jeder ­Spieler und der Torhüter klare Aufgaben. Diese sind aufeinander abgestimmt. Das Blockverhalten der Feldspieler ergänzt sich mit der Abwehr des Torhüters. ­Während der Aktion kann der Torhüter mit klaren Ansagen die Organisation in der Defensive zusätzlich fördern.

Beste Position in der Situation

Welche Bein- und Handstellung optimal ist, entscheidet der Torhüter in jeder Situation neu. Er hat schnelle Muster, um zu einer sicheren Abwehr zu kommen. Diese soll variabel sein, damit er in jeder Aktion entscheiden kann, ob er zum Beispiel aggressiv auf den Ball oder eher passiv mit grosser Fläche abwehren will.

Schweizer Torhüterprofil

Damit sich der Torhüter in einer Auswahl durchsetzen kann, braucht er ein klares Profil. Mit dem Konzept des Torhüterprofils definieren wir Basiskompetenzen, die jeder Torhüter entwickeln muss, wenn er in einer Auswahl spielen will. Die beschriebenen Ziele sollen deshalb in der Ausbildung von Talenten schwergewichtig trainiert werden. Im Nachwuchs gilt es besonders zu beachten, dass alle Basiskompetenzen erworben werden.

Um die Basiskompetenzen auf ein ausreichend hohes Niveau zu bringen, reichen die Trainingseinheiten mit dem Verein meist nicht aus. Fangen und Werfen, Verschieben oder spezifisches Physis-Training sind unerlässlich. Deshalb braucht ein Torhüter zusätzliche individuelle Einheiten und selbständiges Training. Es eignen sich auch zusätzliche Einheiten mit einem Torhüter-Trainer.

Wenn ein Torhüter von einer Karriere als Nationaltorhüter träumt, dann träumt er davon, der Beste hierzulande oder auf der ganzen Welt zu sein. Wer das wirklich will, muss wie der Beste trainieren: Mit grösserem Umfang und höchster Qualität. Der Torhüter soll sich bewusst sein, was seine Ziele sind und dass er ein Leben als Spitzensportler führen muss.

Torhüterprofil Technik

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Er kann sehr agil und variabel verschieben

Der Positionswechsel ist die Bewegungsgrundform des Torhüters. Damit der Torhüter zur rechten Zeit am richtigen Ort ist, braucht er schnelle und stabile Positionswechsel. Da es unzählige verschiedene Spielsituationen gibt, muss der Torhüter variabel sein und seine Verschiebungstechnik der Spielausgangslage optimal anpassen können.

Er verfügt über eine individuelle, zielführende Technik

Die Technik dient immer der entsprechenden Spielsituation. Jeder Torhüter verfügt über unterschiedliche körperliche Voraussetzungen. Dies hat zur Folge, dass nicht für jeden Torhüter die gleiche Technik ideal ist. Je älter der Torhüter ist, desto individueller soll seine Technik sein. Die Weiterentwicklung der eigenen Technik endet nie und soll ständig hinterfragt und überarbeitet werden. Optimalerweise richtet sich die Technik an den persönlichen Stärken aus.

Er kann sicher fangen und präzise werfen

Überdurchschnittliche koordinative Fähigkeiten ermöglichen dem Torhüter die Abwehr selbst in scheinbar unmöglichen Situationen. Der Torhüter verfügt über hervorragende Qualitäten im Bereich der Bewegungsgrundform «werfen und fangen». Bei Schüssen mit freier Sicht kann er die Bälle fangen, Abpraller werden sofort unter Kontrolle gebracht. Durch den präzisen Auswurf kann die offensive Transition eingeleitet werden.